Schon Ende 2017 haben die Ortsvereine Petershausen und Weichs beschlossen, im Wahljahr 2018 deutlicher als bisher „Flagge zu zeigen“. Seit Februar läuft eine Serie von offenen Diskussionsabenden zu aktuellen Themen, im monatlichen Wechsel einmal in Weichs, einmal in Petershausen. Nach „ökologischer Landwirtschaft“ und „Pflegenotstand“ ging es am 10. April in Weichs um den öffentlichen Personennahverkehr im Landkreis Dachau und im Münchner Norden. Ein vielversprechender Jungsozialist, Jonas Götz aus Röhrmoos, stellte seine in langer Arbeit entwickelten Ideen vor und fand damit bei den Anwesenden viel Beifall.
Punktuelle Verbesserungen hier und da, die nicht einmal richtig angekündigt, geschweige denn beworben werden, wie das Rufbussystem in Petershausen, helfen nicht. Es ist auch nicht sinnvoll, immer nur auf die mehr oder weniger sorgfältig erhobene Nachfrage abzustellen, die mehr Busfahrten nicht rechtfertige. Dem PKW-Fahrer müssen vielmehr attraktive Angebote durch Taktverdichtung, Schließung von zeitlichen Lücken und neue Linien gemacht werden. Maßgeblich darf nicht mehr allein der Schülerbedarf sein mit seinen Schwerpunkten morgens und mittags und seinen Fehlzeiten während der Ferien. Stattdessen sollte es ein ständiges über den ganzen Tag verteiltes stündliches Angebot mit kleineren Bussen geben, wie beim Stadtbusverkehr in Dachau, möglichst mit Elektroantrieb. Außerdem Verbindungen über den Landkreis hinaus nach Freising mit Fortsetzung zum Flughafen, nach Fürstenfeldbruck und Augsburg.
Natürlich sieht auch Jonas Götz die Realität. Natürlich stellten sich für die aktiv diskutierenden Teilnehmer die Fragen: Was kostet das? Wer zahlt das? Woher nimmt man zusätzliche Busfahrer? Bekanntlich zahlen schon jetzt die Gemeinden einen Teil der Kosten des Rufbusverkehrs. Aber niemand sieht die Umweltbelastung und deren Kosten durch den überhand nehmenden Individualverkehr, durch die täglichen Staus, die den innerstädtischen Verkehr der Durchgangsgemeinden blockieren. Die Versorgung mit Verkehrsleistungen ist eben nicht nur ein technisches, sondern auch ein Umwelt- und ein soziales Problem. Ein Problem, das nicht nur von Landratsämtern und an Kostenvermeidung orientierten Verkehrs-verbünden gelöst werden kann. Deshalb geht es auch den Landtag an. In diesem Zusammenhang wurde auch die Frage gestellt was denn eigentlich frühere Planungsrunden des Landkreises ergeben bzw. was davon realisiert worden sei. Und: Warum im Lkr. FFB die Verkehrsprobleme besser gelöst werden konnten.
Einstimmig wurde gefordert, den individuellen Fahrpreis niedrig zu halten, um einen deutlichen Anreiz zum Umsteigen zu schaffen. Jonas Götz schlägt ein günstiges Jahresabo vor, nämlich € 365. Das wäre dann etwa die Hälfte der Isarcard 9 Uhr oder gar ein Viertel einer normalen Jahresfahrkarte im MVV. Aber es würde viele zusätzliche Nutzer anziehen. Die Diskussion des Abends zeigte, dass der Fahrpreis (neben der Bequemlichkeit) ein wichtiges Argument für die ÖPNV-Nutzung ist so dass ein wesentlicher Defizitanstieg nicht einmal zu befürchten wäre. Vielleicht könnte man auch der Autoindustrie Förderungen bzw. Steuererleichterungen streichen und diese Beträge einem flächendeckenden öffentlichen Nahverkehr rund um die Uhr zugutekommen lassen. Auch im Etat eines „Heimatministeriums“ sollte dafür Platz sein.
Der nächste öffentliche Diskussionsabend findet am 2. Mai um 19.30 Uhr in der Sportgaststätte Petershausen statt. Thema: Bezahlbarer Wohnraum DRINGEND gesucht, Referent Markus Käser, Pfaffenhofen.