Exportweltmeister

23. März 2017

Deutschland ist nun schon seit Jahren Exportweltmeister. Das ist ok und das ist nicht zu kritisieren. Hohe Exporte kann man nur erreichen mit einer funktionierenden Wirtschaft, mit gut ausgebildeten Arbeitskräften und mit innovativen, konkurrenzfähigen Produkten.

Deutschland erzielt aber Jahr für Jahr enorm hohe Exportüberschüsse, exportiert also mehr als es importiert. Im Laufe der letzten 15 Jahre hat Deutschland einen Exportüberschuss von ca 2 Billionen Euro erzielt.

Was bekommt Deutschland dafür? Zunächst haben sich in dieser Grössenordnung die Forderungen Deutschlands gegenüber dem Ausland erhöht. Dort haben sich Private, Unternehmer und der Staat in dieser Höhe gegenüber Deutschland verschuldet.

Wie sicher sind diese Forderungen? Gibt es in den Schuldnerländern finanzielle Probleme, also Finanzkrisen, werden diese Forderungen abgewertet. Sie betragen dann möglichweise nur noch ein Drittel oder die Hälfte des ursprünglichen Wertes. Es kann somit einer Privatperson, die in einen Fonds eingezahlt hat, um für's Alter zu sparen, passieren, dass dieser Fonds im Ausland in einen Krisenstaat investiert hat. Diese Altersvorsorge unterliegt also grundsätzlich den gleichen Risiken wie eine kapitalgedeckte Rente, sie ist abhängig vom "Wohlergehen" der Finanzmärkte, von Finanzcrashs oder von Niedrigzinsperioden.

Soll also Deutschland freiwillig weniger exportieren? Nein, die Lösung des Problems liegt darin, dass Deutschland mehr importieren müsste. Das sollte es tun, indem es mehr investiert. Die staatlichen Nettoinvestitionen sind seit einem Jahrzehnt negativ, der Kapitalstock verfällt. Der Investitionsbedarf in unsere gesamtwirtschaftliche Infrastruktur - Krankenhäuser, Schulen, Autobahnen, Brücken - ist gewaltig. Der Staat müsste die Schuldenbremse lockern und vom Prinzip der Schwarzen Null abrücken. Investitionen würden eben auch die Nachfrage nach Importen steigern.

Hat diese Entwicklung auch etwas mit der Einführung des Euro zu tun? Ja sicher, denn auch zu DM-Zeiten war Deutschland sehr exportstark. Der Wert der DM ist aber immer gestiegen, wenn Deutschland einen Exportüberschuss hatte (die Nachfrage nach DM war grösser als die nach anderen Währungen, der Kurs der DM stieg), Deutschand musste also aufwerten, Exporte verteuerten sich, Importe wurden billiger, das Leistungsbilanzdefizit verringerte sich. Dieser Ausgleichsmechanismus ist mit der Einführung des Euro weggefallen und es ist noch eins hinzugekommen. Nach 2002 sind die Preise und die Lohnstückkosten in Deutschland vergleichsweise geringer gestiegen als in anderen Ländern. Deutschland hat quasi intern abgewertet and damit Konkurrenzvorteile gegenüber anderen Ländern erzielt. Die Agenda 2010, der neu geschaffene Niedriglohnsektor, hat dazu beigetragen, den Druck auf steigende Löhne zu erhöhen. Der komplette Beitragist hier verfügbar. Er beantwortet übrigens noch eine weitere Frage:

"Warum kaufte und kauft Deutschland so wenig im Ausland ein? Wir gehen davon aus: Wenn die Binnennachfrage stark ist, dann wird ein großer Teil dieser Nachfrage zwar von inländischen Produzenten befriedigt, aber ein anderer Teil eben von ausländischen, so dass die Importe steigen. Die Binnennachfrage in Deutschland war vor allem im Zeitraum von 2000 und bis 2007 extrem schwach. Ein wichtiger Grund: Die Reallöhne in Deutschland stagnierten, teilweise gingen sie sogar zurück. Das gab es in der Eurozone übrigens nur in Deutschland. Nicht zuletzt deshalb hat sich der private Verbrauch sehr schlecht entwickelt. Und dieser private Verbrauch macht wiederum 60 Prozent des Bruttoinlandsprodukts aus. Da die Politik zudem in großem Umfang Steuern senkte, vor allem für Unternehmen und Wohlhabende, hatte der Staat deutlich weniger Einnahmen, investierte also ebenfalls wenig, weil die Politik gleichzeitig die staatlichen Defizite senken wollte. Und da zudem die Altersvorsorge damals teil-privatisiert wurde, mussten die Bürger beginnen, Geld für ihr Alter anzusparen und anzulegen. Das schwächte den privaten Konsum zusätzlich. Wenn Sie das alles zusammensehen, kann man zu dem Schluss kommen: Die Politik hat zum Exportüberschuss entscheidend mit beigetragen."

Teilen