Radikales Profil (6) Frieden und Abrüstung

03. Juli 2019

Horst Teltschik war außenpolitischer Berater von Helmut Kohl und langjähriger Vorsitzender der Münchner Sicherheitskonferenz. Er ist ein Kenner der internationalen Politik der letzten Jahrzehnte. Er fordert, die heutige Konfrontation zwischen Rußland und den NATO-Staaten durch eine neue Entspannungspolitik zu entschärfen. Nach 1989/90 sei es verpasst worden, eine dauerhafte Friedensordnung zu schaffen. Viele Reaktionen, nicht alle, der Russen seien auf das Verhalten des Westens zurückzuführen. In der Produktbeschreibung seines Buches heißt es:

"Man sollte Russlands Aggression der letzten Jahre weder gutheißen noch verteidigen, doch die gegenwärtige Konfrontationspolitik der NATO müsste dringend durch Kompromissbereitschaft und Verhandlungsangebote ergänzt werden, wenn wir nicht Gefahr laufen wollen, vom Kalten Frieden in einen heißen Konflikt zu schlittern."

Im ZDF-Gespräch mit Richard David Precht erläutert Teltschik, dass von Rußland heute keine Kriegsgefahr ausgehe, es fühle sich aber bedroht durch die NATO-Osterweiterung.

Heute würden Truppen an die Grenze zu Rußland verlegt und Manöver durchgeführt, die sich eindeutig gegen die andere Seite richten. Nötig seien dagegen Gespräche über Abrüstung und Rüstungskontrolle sowie vertrauensbildende Maßnahmen auf militärischem Gebiet. Die Instrumente, die vorhanden seien, um die Kommunikation wieder zu beleben, wie die OSZE (Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa), würden heute nicht genutzt.

Die Frage, ob es einen Politiker gebe, dem er zutraue, die erforderliche Entspannungspolitik neu zu adressieren, verneinte Teltschik.

Es ist bedrückend, dass niemand in der Partei Willy Brandts bereit und in der Lage ist, die Entspannungs-, Friedens- und Abrüstungspolitik neu zu definieren.

Ludger Elmer

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